Das Verständnis einiger Grundlagen der Elektrophysiologie ist zur
korrekten Interpretation eines Elektrokardiogramms (EKG) erforderlich.
Die elektrische Aktivität der kardialen Muskelzellen und -fasern besteht
aus einer Depolarisation gefolgt von einer Repolarisation. Dieses ist
bedingt durch eine Umverteilung verschiedener Ionen (Kalium, Kalzium und
Natrium) über die Zellmembran.
Position der Elektroden und die verschiedenen EKG-Ableitungen
Periphere Elektroden
Die 4 peripheren Elektroden sind farblich kodiert (rot, schwarz, gelb
und grün) und werden am rechten (rot) und linken (gelb) Handgelenk sowie
am rechten (schwarz) und linken (grün) Knöchel platziert. Die schwarze
Elektrode dient als “Erdungselektrode”. Die Elektroden definieren 6
Ableitungen: 3 bipolare Ableitungen: I zeichnet die Veränderungen des
Potenzials zwischen dem linken und rechten Arm, II zwischen dem rechten
Arm und dem linken Bein und III zwischen dem linken Arm und dem linken
Bein auf. Die drei anderen Ableitungen (aVR, aVL, aVF) sind unipolar.
Sie registrieren die gleichen Veränderungen zu jeweils einer der
Elektroden gegen ein Nullpotenzial, welches durch die Zusammenschaltung
der beiden anderen Elektroden erhalten wird (Wilsonbrücke).
Diese 6 Ableitungen befinden sich in der selben Frontalebene. Die
drei bipolaren Ableitungen entsprechen approximativ den drei Seiten
eines gleichseitigen Dreiecks (Einthovendreieck), durch einen Winkel von
60° getrennt. Die unipolaren Ableitungen unterscheiden sich von diesen
durch einen Winkel von 30°. Aus praktischen Gründen wurde definiert, den
Ursprung aller Ableitungen auf einen gemeinsamen Nullpunkt zu beziehen
(in der Graphik repräsentiert die fettgedruckt Linie den positiven Teil,
die dünngedruckte Linie den negativen Teil der Ableitung).
Die präkordialen Ableitungen
Sechs unipolare Elektroden werden auf dem Thorax an definierten Stellen
auf einer horizontalen Ebene angelegt. Dies dient der Vergleichbarkeit
verschiedener Aufzeichnungen. Die Positionen der Elektroden sind wie
folgt: V1: 4. Interkostalraum rechts parasternal; V2: 4. Interkostalraum
links parasternal; V4: 5. Interkostalraum links in der
Medioklavikularlinie; V3: in der Mitte zwischen V2 und V4; V5: vordere
linke Axillarlinie in gleicher Höhe von V4; V6: mittlere Axillarlinie
ebenfalls 5. Interkostalraum.
Aufgrund der jeweiligen Position bilden die einzelnen Elektroden
unterschiedliche Bereiche der Herzkammern ab: V1 und V2 den rechten
Ventrikel und den oberen Teil des Septums, V3 den mittleren Teil, V4 den
basalen Teil des Septums sowie den Apex des linken Ventrikels, V5 und V6
den mittleren und lateralen Teil des linken Ventrikels.
Durch Kombinieren der Informationen der frontalen und der horizontalen
Ebene kann man den Bereich der Evaluierung deutlich erweitern: I, aVL,
V5 und V6 beurteilen den größten Teil der linken Kammer, II, III, aVF
die inferioren Wandabschnitte der Kammern.
Die 12 Ableitungen zeichnen während der Erregung des Herzens die
jeweilige Projektion des elektrischen Vektors auf die einzelnen
Ableitungen, die Variation der Amplitude und die Richtung auf.