Das Verständnis einiger Grundlagen der Elektrophysiologie ist zur
korrekten Interpretation eines Elektrokardiogramms (EKG) erforderlich.
Die elektrische Aktivität der kardialen Muskelzellen und -fasern besteht
aus einer Depolarisation gefolgt von einer Repolarisation. Dieses ist
bedingt durch eine Umverteilung verschiedener Ionen (Kalium, Kalzium und
Natrium) über die Zellmembran.
Die Abfolge der kardialen elektrischen Erregung
Die P-Welle, der QRS-Komplex und die T-Welle sind lediglich die
Abbildung des elektrischen Vektors, welcher unterschiedliche Richtungen
haben kann. In einigen Ableitungen kann die Abbildung eines Teils der
Erregung gleich null sein, d.h. isoelektrisch, dies kann auch die Dauer
der entsprechenden Welle/des Komplexes reduzieren. Aus diesem Grund gilt
die Regel, dass die Dauer einer Zacke oder Welle im EKG immer in den
Ableitungen gemessen werden soll, in denen diese am längsten ist.
Das chronologische Vorgehen ist ein wichtiges Element in der Analyse des
diagnostischen EKGs. Man beginnt mit der Bestimmung der
AV-Überleitungszeit, welche vom Beginn der P-Welle bis zum ersten Anteil
des QRS-Komplexes gemessen wird, hierbei handelt es sich also um das PQ-
oder PR-Intervall. Die Dauer des Intervalls hängt im Wesentlichen von
der Überleitungsgeschwindigkeit über den AV-Knoten ab, allerdings wird
mit diesem Intervall auch die Leitung über die Vorhöfe und das
His-Purkinje-System gemessen. Die normale Zeit beträgt 120 bis 200 ms.
Die Dauer der Q-Zacke beträgt < 40 ms (außer in III und aVR), die
Amplitude sollte < 25% der Amplitude der R-Zacke sein (außer in
III und aVR). Die Dauer des QRS-Komplexes ist zwischen 60 und 110 ms.
Die eigentliche Dauer der Repolarisation ist nicht messbar, zur
Abschätzung wird die Zeit vom ersten Ausschlag des QRS-Komplexes bis zum
Ende der T-Welle gemessen. Die Dauer des sogenannten QT-Intervalls ist
frequenzabhängig und sollte zur Frequenz korrigiert werden. Die normale
Dauer beträgt 320 bis 440 ms. Es gibt ebenfalls Normwerte für
die Amplitude des QRS-Komplexes: Man spricht von einer Niederspannung
oder –voltage, wenn keiner der Ausschläge 5 mm in den peripheren oder 10
mm in den präkordialen Ableitungen übertrifft. Je nachdem spricht man
von peripherer (Niederspannung nur in den peripheren Ableitungen) oder
totaler Niederspannung (alle Ableitungen betroffen).
Aufgrund von internationalen Konventionen ist die chronologische Abfolge
der kardialen Erregung wie folgt schematisiert: repräsentiert die
sino-atriale Überleitung (nicht sichtbar auf dem Oberflächen-EKG), die
Aktivierung der Vorhöfe, die AV-Überleitung, die Kammererregung.