Das Verständnis einiger Grundlagen der Elektrophysiologie ist zur
korrekten Interpretation eines Elektrokardiogramms (EKG) erforderlich.
Die elektrische Aktivität der kardialen Muskelzellen und -fasern besteht
aus einer Depolarisation gefolgt von einer Repolarisation. Dieses ist
bedingt durch eine Umverteilung verschiedener Ionen (Kalium, Kalzium und
Natrium) über die Zellmembran.
Die Bestimmung der elektrischen Achse
Die elektrische Achse in der Frontalebene
Die elektrische Achse wird bestimmt durch die Summe der verschiedenen
Anteile des QRS-Komplexes in der frontalen Ebene. Die Richtung der
Achse ist exakt 90° (perpendikulär) zu der Ableitung, in der die Summe
null ergibt. Die Achse ist parallel zu der Ableitung, in der die Summe
am höchsten ist. Die Summe der einzelnen Anteile des QRS-Komplexes ist
selten gleich null. Das folgende Beispiel demonstriert, wie in diesem
Fall vorzugehen ist.
Beispiel: Die Summe “null” in aVL, maximal in II, entspricht einer Achse
von +60°, welches der Ableitung II entspricht.
Wenn sich die Summe nahe “null” in der Ableitung aVF befindet, ist die Achse
mehr oder weniger parallel zu der vertikalen Achse zu aVF, d.h. der Ableitung
I. Wenn in aVF die Summe leicht positiv bleibt, ist die Achse gering in Richtung
aVF gedreht (Wenn sie negativ wäre, wäre die Achse zwischen I und aVL.), d.h.
zwischen I und dem negativen Anteil von aVR, bzw. zwischen 0 und +30°.
Ist die Summe praktisch gleich in I und dem negativen Anteil von aVR,
befindet sich die Achse folglich in der Mitte zwischen den beiden
Ableitungen bei +15°.
Wenn die Summe in I größer als der negative Anteil von aVR wäre, dann befände
sich die Achse zwischen 0 und 15°. Im Gegensatz dazu, wenn die Summe des
negativen Anteils von aVR größer wäre, dann befände sich die Achse zwischen +15°
und +30°.
Diese Methode lässt also eine Bestimmung der Achse bis auf eine
Genauigkeit von 15° zu, dies ist für den klinischen Alltag völlig
ausreichend.
Im Alltag bestimmt man die Lokalisation der Achse in einem Viertel des
Kreises, in dem man die Amplituden in den Ableitungen I und aVF
bestimmt, danach sucht man die Ableitung mit einer mehr oder weniger
isolektrischen Amplitude, um diese Bestimmung zu verfeinern.
Im Falle von Erregungsleitungsstörungen, wie beispielsweise bei einem
Rechtsschenkelblock, verwendet man nur die ersten 60 ms des
QRS-Komplexes, um die Achse zu bestimmen.
Die elektrische Achse in der horizontalen Ebene
Der Übergang bzw. die Änderung der Polarität des QRS-Komplexes in der
horizontalen Ebene, d.h. die Ebene gegeben durch die präkordialen
Ableitungen V1 bis V6, befindet sich zwischen den Ableitungen V3 und V4.
Dies entspricht der Lage des intraventrikulären Septums. Man spricht von
einem vorzeitigen R-S-Übergang (oder Drehung gegen den Uhrzeigersinn),
wenn dieser Übergang in den Ableitungen V1 oder V2 stattfindet. Dies
bedeutet eine Abweichung des intraventrikulären Septums nach links. Im
Gegensatz dazu spricht man von einem verzögerten Übergang oder Drehung
im Uhrzeigersinn, wenn dieser Übergang in den Ableitungen V5 oder V6
stattfindet (Die Bezeichnungen Uhrzeigersinn und Gegenuhrzeigersinn
bedeuten, dass man die horizontale Ebene, in der sich die Ableitungen
befinden, von unten nach oben betrachtet. Je nach Drehung erfolgt die
entsprechende Bezeichnung).