Die Koronarinsuffizienz stört die Generierung der elektrischen Aktivität
sowie das Aktions- und das Ruhepotenzial. Sie kann sich durch drei
verschiedene Schweregrade manifestieren, welche die unterschiedlichen
Ausmaße der Hypoxämie beschreiben: die Ischämie, die Läsion und die
Nekrose. Die Anomalien sind polymorph und betreffen den QRS-Komplex, die
ST-Strecke und die T-Welle.
Die drei Schweregrade provozieren jeweils unterschiedliche Veränderungen
im EKG.
Die Läsion
Die Läsion entspricht einem schwereren aber noch reversiblen Grad der
myokardialen Ischämie mit interstitiellem Ödem und biochemischen
Veränderungen. Im EKG betrifft dies vor allem die ST-Strecke, die sich
bezüglich der isoelektrischen Linie verändert. Der Vektor der ST-Strecke
ist gleich dem Vektor des QRS-Komplexes determiniert und dies lässt eine
ungefähre Lokalisation der Stenose oder Obstruktion der betroffenen
Arterie zu. Je mehr Ableitungen von den Veränderungen betroffen sind,
desto größer ist das Gebiet “at risk”, d.h. das bedrohte myokardiale
Muskelgewebe. Wenn die Summe der ST-Streckensenkungen oder -hebungen 12
mm in den einzelnen Ableitungen übertrifft, entspricht dies einem sehr
ausgedehnten Territorium.
Die subepikardiale Läsion
Sie betrifft die oberflächlichen Schichten und macht sich im EKG
deutlicher bemerkbar als eine subendokardiale Läsion. Es besteht eine
ST-Streckenhebung. Diese Hebung ist noch deutlicher, wenn es sich um
eine transmurale Läsion handelt. Zu Beginn findet sich die Hebung vor
dem Ende des QRS-Komplexes, im folgenden Stadium ist die Hebung stärker
und beginnt in der Mitte des QRS-Komplexes. Im extremen Fall besitzt der
QRS-Komplex dasselbe Bild wie ein Aktionspotenzial und die Hebung
beginnt an der Spitze der R-Zacke. Man spricht dann auch von “tombstone”
(Grabstein-ST-Hebungen).
Die subendokardiale Läsion
Sie betrifft die tiefen Myokardschichten. Die EKG-Ausprägungen sind
meist weniger deutlich als bei der subepikardialen Läsion. Die
ST-Strecke ist mit einer Amplitude von mehr als 1 mm gesenkt, gefolgt
von einer positiven, spitzen und symmetrischen T-Welle. Diese Senkung
kann horizontal oder deszendierend sein.