Die linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) manifestiert sich essentiell
durch eine Erhöhung der Amplitude der QRS-Komplexe. Die Zunahme der
Wanddicke des linken Ventrikels verlängert die Aktivierung und damit
kommt es zu einer Verbreiterung des QRS-Komplexes. Sekundär kann eine
Modifikation der ST-Strecke und der T-Welle auftreten, bedingt entweder
durch eine Repolarisation, die in den subendokardialen anstatt in den
subepikardialen Schichten beginnt, oder eventuell durch eine “ständige”
myokardiale Ischämie, bedingt durch die Erhöhung der Muskelmasse und
einem reduzierten koronaren Herzminutenvolumen. Typischerweise sind die
Vektoren der ST-Strecke und der T-Welle dem Vektor des QRS-Komplexes
entgegengesetzt.
Diagnostische Kriterien
Mehrere Kriterien existieren. Am häufigsten werden die von Sokolow
etablierten Kriterien verwendet, welche aber nur anwendbar sind, wenn
die QRS-Dauer unter 120 ms beträgt.
Präkordiale Ableitungen:
S-Zacke in V1 + R-Zacke in V5 oder V6 > 35 mm (Sokolow).
Größte R-Zacke und größte S-Zacke > 45 mm.
R-Zacke in V5 oder V6 > 26 mm.
Periphere Ableitungen alleine oder in Kombination mit den präkordialen
Ableitungen:
R-Zacke in I + S-Zacke in III > 25 mm.
R-Zacke in aVL > 11 mm.
R-Zacke in aVL + S-Zacke in V3 > 28 mm bei Frauen und > 20
mm bei Männern.
Weitere Kriterien
Es gibt verschiedene weitere Kriterien:
Dauer der endgültigen Negativitätsbewegung in V5 oder V6 ≥
50 ms.
Senkung der ST-Strecke.
Inversion der T-Welle in den präkordialen Ableitungen.
Inversion der T-Welle in den peripheren Ableitungen, in denen der
QRS-Komplex positiv ist.
Allgemein bewegt sich die Sensitivität dieser Kriterien bei 25 bis 50%,
die Spezifizität um 90%. Die Kriterien sind im Prinzip nur für eine
Population über 40 Jahre verwendbar.