Der rechte Ventrikel (kleiner als der linke Ventrikel) trägt im
Normalfall wenig zur Morphologie des QRS-Komplexes bei. Aus diesem Grund
treten elektrokardiographische Modifikationen nur bei einer stark
ausgeprägten Hypertrophie auf, welche die normalerweise prädominanten
posterioren Vektoren des linken Ventrikels durch rechte anteriore
Vektoren ersetzt. Da V1 diejenige Ableitung ist, die der
rechtsventrikulären Muskelmasse am nächsten ist, treten die
Veränderungen zunächst in dieser Ableitung auf (Auftreten einer
prädominanten R-Zacke, kleine s-Zacke). In einigen Fällen, wenn die
rechten Vektoren größer aber immer noch nach posterior gerichtet sind,
finden sich keine Veränderungen in V1, aber tiefe S-Zacken in den linken
präkordialen Ableitungen. Wie bei der LVH kann eine sekundäre
Veränderung der Repolarisation (ST-T) vorhanden sein; die Vektoren der
ST-Strecke und der T-Welle entwickeln sich entgegengesetzt zum Vektor
des QRS-Komplexes (Senkung der ST-Strecke, Inversion der T-Welle in den
rechten präkordialen Ableitungen) ().
Diagnostische Kriterien
Diese Kriterien können lediglich bei einer QRS-Dauer unter 120 ms
verwendet werden.
Drehung der elektrischen Achse ≥ 110°.
R/S in V1 > 1.
R in V1 ≥ 7 mm.
R in V1 + S in V5 oder V6 > 10.5 mm.
R/S in V5 oder V6 ≤ 1.
rSR’ in V1 mit R’ ≥ 10 mm.
Die Sensitivität dieser Kriterien ist noch tiefer als derjenigen für die
LVH, zwischen 10 und 20%. Die Spezifizität beträgt allerdings um 90%.