Das QT-Intervall (gemessen vom Beginn des QRS-Komplexes bis zum Ende der
T-Welle) muss zur Herzfrequenz, Geschlecht und auch zum Alter gemäss der in
Kapitel 1 beschriebenen Formel oder Tabellen korrigiert werden.
Die klinisch wichtigste Veränderung des QTc-Intervalls ist die
Verlängerung, welche eine inhomogene Repolarisation zur Folge hat mit
einer deutlichen Neigung, maligne ventrikuläre Rhythmusstörungen zu
entwickeln (Torsade de pointes-Tachykardien). Eine Verlängerung des
QT-Intervalls findet sich im Rahmen verschiedener klinischer Situationen:
A) kongenitales langes QT-Syndrom
Es handelt sich um eine sehr seltene genetische Entität mit zwei
Ausprägungen: Romano-Ward-Syndrom (isolierte QT-Zeit-Verlängerung) und
Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom (assoziiert mit Taubheit). Die
Verlängerung des QT-Intervalls kann zu Tachykardien vom Typ “Torsade de
pointes” führen, welche in ein Kammerflimmern degenerieren können. Das
Auftreten wird favorisiert durch Stress, Emotionen oder körperliche
Anstrengung. Verschiedene genetische Mutationen wurden in Assoziation
mit dem Syndrom beschrieben. Eine Synkope ist häufig das erste Symptom
der Erkrankung. Allgemein sollten alle Synkopen bei Kindern und jungen
Erwachsenen ernst genommen werden, vor allem wenn sie bei körperlicher
Anstrengung auftreten.
Monitoraufzeichnung, bei den ersten zwei Komplexe liegt ein Sinusrhythmus mit
einem verlängerten QT-Intervall vor. Es folgt eine ventrikuläre Arrhythmie mit
dem typischen Bild einer "Torsade de pointes"-Tachykardie. Im vorliegenden
Fall handelt es sich um ein kongenitales langes QT-Syndrom.
B) erworbenes langes QT-Syndrom
Das erworbene lange QT-Syndrom ist meist iatrogen bedingt oder
assoziiert mit folgenden Situationen:
Ischämie.
Subarachnoidale Hämorrhagie.
Dysthyroidie.
Elektrolytstörungen (Hypokalzämie).
Medikamentöse Nebenwirkungen bei Behandlung mit Antiarrhythmika
(besonders Klasse IA vom Quinidin-Typ oder Klasse III wie Sotalol
oder Amiodaron), Antidepressiva, einige Antihistaminika und
weitere Substanzen. Die ausführlichen Listen sind in der Literatur
erhältlich.
Sinusrhythmus mit auf 220 ms verlängertem PQ-Intervall. Massive Verlängerung
des QT-Intervalls auf 600 ms im Rahmen einer subarachnoidalen Hämorrhagie. Bei
einer solchen QT-Verlängerung ist das Auftreten von ventrikulären Arrhythmien
wie vom Typ "Torsade de pointes" oder Kammerflimmern beinahe
unvermeidlich.Regelmäßiger Sinusrhythmus. Extreme Verlängerung des QT-Intervalls mit tiefen,
diffus negativen T-Wellen im Rahmen einer Therapie mit Quinidin.
Syndrom des kurzen QT-Intervalls
Das Syndrom des kurzen QT-Intervalls ist definiert durch eine QTc-Dauer
≤ 340 ms. Es kann die Ursache für ventrikuläre und supraventrikuläre
Rhythmusstörungen sein. Mehrere genetische Mutationen der Kaliumkanäle
wurden als Ursachen für das Auftreten eines verkürzten Aktionspotenzials
beschrieben. Dieses Syndrom ist mit einem erhöhten Risiko für einen
plötzlichen Herztod assoziiert. Das QT-Intervall wird nur wenig von der
Herzfrequenz verändert, was die Diagnose vor allem bei schnellen
Frequenzen durch die kurze oder sogar abwesende ST-Strecke erschwert
(vor allem bei Kindern). Die T-Welle ist häufig spitz, hoch und
symmetrisch. Das PQ-Intervall kann gesenkt sein. Während einer
elektrophysiologischen Untersuchung kann leicht Kammerflimmern, aber
auch Vorhofflimmern induziert werden, da die Refraktärperioden sehr kurz
sind.
Auf der linken Seite Sinusrhythmus mit einem QT-Intervall von 240 ms. In der
Mitte Auftreten einer Sinuspause mit Entstehen eines nodalen Rhythmus und
schließlich Wechsel in den Sinusrhythmus.