Die Hyperkaliämie ist die Elektrolytstörung, die am deutlichsten das EKG
verändert. Es ist zudem die gefährlichste Störung, die zum Tod führen
kann. Die Hyperkaliämie kann Störungen der Erregungsausbreitung, der
Automatizität und der Erregbarkeit hervorrufen. Die
elektrokardiographischen Veränderungen hängen vom akuten bzw.
chronischen Charakter der Hyperkaliämie ab.
Stadium 2 (6.5 < K⁺ < 7.5 mmol/l): T-Wellen sehr hoch
und spitz mit bezüglich der Amplitude reduzierten P-Wellen. Ferner
eine leichte Verlängerung des PR-Intervalls.
Stadium 3 (7.5 < K⁺ < 8.5 mmol/l): Massiv
verbreiterter QRS-Komplex mit verschwundenen P-Wellen. Ferner stark
positive T-Wellen.
Stadium 4 (K⁺ > 8.5 mmol/l): Fusion von QRS-Komplex und
T-Welle, kaum noch eine Unterscheidung möglich. Extreme Bradykardie.
Dieser Rhythmus geht einem Herzkreislaufstillstand voraus.
Hypokaliämie
Eine Kaliumdepletion (mit oder ohne Hypokaliämie) verändert vor allem
die Repolarisation: Die ST-Strecke ist leicht gesenkt, die T-Welle von
verminderter Amplitude, Entwicklung einer U-Welle.
Bei einer schweren Hypokaliämie kann es zu einer Fusion der T- und
U-Welle kommen. Eine korrekte Messung des QT-Intervalls (im Prinzip
verlängert) ist nicht mehr möglich. Im Rahmen einer Hypokaliämie kommt
es nur selten zu Rhythmusstörungen.
Hyperkalzämie
Die Hyperkalzämie bewirkt eine Verkürzung des QT-Intervalls auf Kosten
der ST-Strecke. Eine deutliche Hyperkalzämie führt zu einer
Verbreiterung der T-Welle und damit einer Normalisierung des
QT-Intervalls.
Hypokalzämie
Eine Hypokalzämie führt zu einer Verlängerung der ST-Strecke und damit
zu einer Verlängerung des QT-Intervalls.
Veränderungen bedingt durch medikamentöse Therapie
Es gibt eine Vielzahl an Medikamenten, die Veränderungen im EKG
provozieren können, wobei darunter die Antiarrhythmika die am häufigsten
involvierte Gruppe stellen. Die Antiarrhythmika der Klasse IA verlängern
das QT-Intervall und können dadurch Tachykardien vom Typ “Torsade de
pointes” provozieren. Die Medikamente der Gruppe IC, darunter vor allem
Flecainid, können der Grund für eine teilweise extreme Verlängerung der
QRS-Komplexes sein und damit Erregungsausbreitungsstörungen imitieren.
Dies ist bedingt durch die Verlangsamung der Überleitung in den
Purkinje-Fasern.
Die Antidepressiva können Ursache für Überleitungsstörungen und
teilweise auch höhergradige Rhythmusstörungen sein.
Digitalis kann im Rahmen von Überdosierungen mit Intoxikation zu
teilweise letalen Arrhythmien führen. Am häufigsten trifft man
Kammerarrhythmien (ventrikuläre Tachykardien mit Ursprung in einem
Faszikel) an. Es kann auch zu Überleitungsstörungen und
Vorhoftachykardien kommen. Digitalis beeinflusst über zwei Mechanismen
die Erregungsausbreitung: Zum einen inhibiert es die AV-Überleitung mit
Provokation von AV-Blockierungen jeglichen Grades. Zum anderen erhöht es
die Automatizität, dies kann zu atrialen Tachykardien, häufiger aber zu
ventrikulären Tachykardien führen (klassischerweise mit Ursprung aus dem
Faszikel oder bidirektional), welche letal sein können.
Aus diesem Grund ist es immer von größter Wichtigkeit, zu eruieren, ob
der Patient bei Auftreten einer neuen Erregungsausbreitungsstörung oder
Arrhythmie Antiarrhythmika oder andere Medikamente eingenommen hat,
welche einen Einfluss auf die elektrische Aktivität des Herzens haben
können.
Hypothermie
Eine Hypothermie provoziert eine Verlangsamung der Sinusfrequenz mit
einer charakteristischen Verbreiterung der terminalen Phase des
QRS-Komplexes. Es erscheint eine sogenannte “Osborn”-Welle im
deszendierenden Teil der R-Zacke.